Waschraumfenster

Im August 2012 trafen die Fw200 C-1 Wrackteile aus der Dyrøya-Bergung beim Deutschen Technikmuseum in Berlin ein. Bei der ersten Sichtung der Wrackteile wurde an einem Strukturfragment ein Plexiglasfenster entdeckt. Diese Fenster hatte eine Größe von  360 x 322mm und war von der Außenseite mit einer Farbschicht versehen.

Struktufragment der Fw 200 C-1, Werk-Nr. 0002, mit einem unbekannten Fenster

Eines war sicher, das Fenster gehörte in den hinteren Rumpfbereich .Das Strukturfragment mit dem Fenster  konnte zur Rumpfoberschale, in der auch der B-Stand integriert war,  zugeordnet werden.

Das Ding war nur, dass es nach unseren damaligen Kenntnissen in diesem Bereich kein Fenster gab. Also wurden nochmals alle Ersatzteillisten, Baubeschreibungen, Handbücher, Fachliteratur usw. durchforstet, wir wurden einfach nicht fündig.  Bei der Durchsicht unserer Archivfotos kam uns dann die Erleuchtung, im wahrsten Sinne des Wortes. Plötzlich sieht man auf fast jedem dritten Foto dieses Fenster, wenn es sich auf dem Foto um eine Passagiermaschine handelt. In der Baubeschreibung der Fw200 A, tauchte dieses Fenster dann doch plötzlich auf, wir hatten es nur übersehen und überlesen!

Bei dem Fenster handelt es sich um das Oberlicht in der Rumpfoberschale zwischen Spant 6a und 6b des Waschraums der  Fw200 Condor in der Passagierversion. Das Fenster hatte die Aufgabe den Waschraum zu erhellen, so die Auskunft der Baubeschreibung.

 

Fw200_Oberschale_Spant5_bis_7

Spant 6 befindet sich gleich rechts neben der Türöffnung.

Da die militärische C-1 Version aus der zivilen A und B Version abgeleitet wurde, überlebte das Waschraumfenster wohl diesen Versionswechsel. In der militärischen Fernaufklärer-Variante wurde das Fenster mit einem Farbanstrich einfach verdunkelt, sodass man es auf entsprechenden Fotos nicht direkt erkennen wird.

Jetzt stellen sich bestimmt die Historiker und die Modellbauer die Frage, bis zu welcher Werknummer wurde denn dieses Fenster verbaut? Die Antwort darauf ist sehr schwierig, denn es fehlen uns die entsprechenden Bauunterlagen und Besprechungsprotokolle. Da würde ich doch grundsätzlich sagen, dass das Fenster in jede Maschine mit Waschraum eingebaut worden ist, unabhängig von der Serienvariante. Bei den Fernaufklärern ist das Fenster  nur bei unserer  C-1 aus der Dyrøya Bergung mit der Werk-Nr. 0002 nachgewiesen.

Die Werknummer 0010 besaß auch dieses Fenster, allerdings war diese  Maschine als Transportflugzeug ausgelegt.  Bei der C-3, Werk-Nr. 0063 aus der Trondheim-Bergung, ist das Fenster definitiv nicht mehr  vorhanden.

Vielleicht wurden auch nur vorproduzierte Oberschalen mit Fensteröffnung aus der A/B Serie weiterverbaut,  nach dem Motto: „Farbe drüber und gut“

 

Die nachfolgende Diashow bringt noch etwas mehr Licht ins Dunkle…

 

Fotos: Condor Team Bremen / SDTB