„Condor“ Geschichte

Die Entstehung

März 1936

Kurt Tank, einer der damaligen Spitzenkonstrukteure der deutschen Luftfahrt, auf der Heimreise aus dem Skiurlaub, traf unerwartet den Technischen Leiter der Lufthansa, Dr. Stüssel. Beide warteten auf ihren Anschlusszug. Tank nahm die Gelegenheit beim Schopf und versuchte, das schon geraume Zeit in seinem Kopf spukende Projekt eines Langstreckenflugzeugs für die DLH schmackhaft zu machen. Tank  versprach, dem Vorstand der DLH ein solches Flugzeug zu entwickeln und  in einem Jahr flugklar zu haben. Den Lufthanseaten rang diese Aussage nur ein wohlwollendes Lächeln ab. Ihr Direktor von Gablenz machte die Probe aufs Exempel, wettete mit Tank um eine Kiste Sekt. Zwar hatte Tank diese Wette der Absprache nach verloren, der Termin wurde um etwa drei Monate überschritten, gerechnet ab der Einreichung des ersten Entwurfs im Juli 1936. Aber unter größtem Arbeitseinsatz aller am Projekt beteiligten sowie einem  Höchstmaß an Organisation und Begeisterung konnte das Vorhaben in diesem geringen Zeitraum gelingen.

 

  • 10.1936 das Reichsluftfahrtministerium (RLM) genehmigt die Entwicklung für das „Verkehrsflugzeug Fw 200 V1 mit 4 x BMW 132G Motoren“;                          Entwicklungsleitung Wilhelm Bansemir.                                                                      Diese Entwicklung war eine ungeheuere Leistung aller daran beteiligten Fachleute, denn der Bau von Metallflugzeugen war für Focke Wulf Neuland

  • 09.1937 erfolgt der Erstflug der Fw 200 V1, Pilot Kurt Tank, Copilot Hans Sander

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  • Nach den Testflügen konnten aufgetretene Beanstandungen leicht behoben werden
  • Die Fw 200 versprach ein Exportschlager zu werden; diese Hoffnung wurde aber nach nur 17 gebauten Passagierflugzeugen abrupt durchkreuzt. Das RLM ordnete an, dass die Produktion ausschließlich für militärische Zwecke weiter zu führen ist; im Bau befindliche Maschinen wurden beschlagnahmt
  • 09.1939 die Fw 200 soll als Hilfsbomber mit erhöhtem Abfluggewicht ausgerüstet werden; aus dem Umbau der Fw 200B1 Werk Nr. 0002, bereits mit Doppelrad – Hauptfahrwerk, entsteht der Prototyp für die Fw 200C-Reihe „Kurier“

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  • 01.1940 Erstflug der als Fw 200 V11 bezeichneten Maschine, der Überladung der Fw 200B für die militärischen Aufgaben wurde nur durch einige örtliche Verstärkungen der Flugzeugstruktur Rechnung getragen; Probleme mit dem Einfahren und Verriegeln des Hauptfahrwerkes wurden durch Erhöhung des Hydraulikdruckes beseitigt.
  • 03.1940 Vorbereitung des Flugzeuges zur Umrüstung von BMW auf BRAMO (Brandenburgische Motorenwerke) Motoren
  • Mit dem BRAMO 323 ist das Flugzeug mit den für die C3 -Reihe vorgesehenen Motoren ausgerüstet

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Entwurfsmerkmale der Fw 200

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Grafik: Condor Team Bremen

Die Fw 200 Condor war das erste viermotorige Langstreckenflugzeug der Welt in Ganzmetallbauweise. Die konstruktive Auslegung weist folgende wesentliche Merkmale auf:

  • Freitragender Tiefdecker in Schalenbauweise und Glattblechbeplankung
  • Strukturmaterial: Dural (AlCu Legierung) mit Zugfestigkeit bis 52 kg/mm²
  • Elektron (Magnesiumlegierung), Zugfestigkeit von bis 23kg/mm²
  • Schlanker und strömungsgünstiger Rumpf
  • Dreiteiliger Flügel mit Trapezgrundriss, Pfeilung und V-Form, große Streckung für hohe aerodynamische  Leistungsfähigkeit (Flügelstreckung: Verhältnis Spannweite zu Profiltiefe = 9,4)
  • Tragflächenmittelstück mit durchgehendem Hauptholm. Einholmbauweise!
  • Tragflächen-Rumpf-Verbindung ist über einen Schraubenkranz, den durch den Rumpf gehenden Hauptholm sowie den am Rumpf gelenkig angeschlossenen Nasenholm gewährleistet.
  • Beplankungsbahnen konisch zulaufend gewalzt, d.h. Gewicht sparend
  • Zentrales, freitragendes Leitwerk
  • Einziehbares Haupt- und Spornradfahrwerk (zunächst Einzelrad- später Doppelrad-Hauptfahrwerk)
  • Vier luftgekühlte Sternmotoren mit Verstellpropellern
  • Hydraulikanlage für Fahrwerk und Spreizklappen
  • Elektrisch verstellbare Trimmruder für alle drei Achsen
  • Hoher Passagierkomfort für 26 Passagiere, Kabinenheizung und -belüftung

Fotos: Condor Team Bremen

Im Deutschen Technikmuseum in Berlin ist das mittlere Rumpfsegment einer Focke-Wulf Fw200 Condor ausgestellt.  Dieses Rumpfsegment enthält eine originalgetreue Nachbildung der Kabineneinrichtung der Passagierversion.

Ein Focke-Wulf Webeprospekt von 1937 versprach:

„Die Bequemlichkeit und Behaglichkeit der Fluggasträume genügen den höchsten Ansprüchen…“,

Focke-Wulf hat nicht übertrieben!

Fotos: SDTB

Produktion der Fw 200

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Fw 200 V1, Werk.-Nr. 2000 in Bremen, 1937

Foto: Condor Team Bremen

  • Prototypenbau für die Reihen A, B und C im Bremer Stammwerk von Focke Wulf
  • Serienbau von ca. 50 Flugzeugen ebenfalls im Bremer Stammwerk
  • Danach Verlegung der Endfertigung an verschiedene andere, weiter östlich gelegene Standorte in Deutschland, ab Januar 1941 beginnend mit Werknummer 0052 zu Blohm & Voss in Wenzendorf bei Buchholz und ab Januar 1942 Weiterverlagerung nach Cottbus
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Fw 200 C-3, Werk-Nr. 0055 in Wenzendorf, 1941

Foto: Condor Team Bremen

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Fw 200 C-3 in der Ausrüstungsmontage. Es könnte sich um die C-3/U9 handeln.

Foto: Condor Team Bremen

  • Baugruppen werden vom Stammwerk Bremen und aus Adelheide/Delmenhorst an die Endfertigungslinien geliefert
  • Einen Teil der Reparatur- und Änderungsarbeiten übernehmen die Lufthansawerften in Staaken /Berlin und in Leipzig
  • Insgesamt werden ca. 275 Exemplare ausgeliefert
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Fw 200 C-8 in Cottbus. Eine der letzten Maschinen aus der C-Serie, wenn nicht die Letzte, 1943

Foto: Flugplatzmuseum Cottbus

Link zum Flugzeugmuseum in Cottbus

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Focke Wulf- Standorte im Jahre 1941, Fw 200 Montagestandorte sind rot gekennzeichnet.

Grafik: Condor Team Bremen

Varianten / Nutzung der Fw 200

Die Fw 200 wurde in drei Hauptvarianten entwickelt und gebaut: A-, B- und C-Reihe.

Als ziviles Passagierflugzeug wurde die Fw 200 A Reihe bei folgenden Flugverkehrsgesellschaften geflogen:

  • Deutsche Lufthansa DLH
  • Dänische Det Danske Luftfartselskab (DDL)
  • Brasilianische Syndicato Condor, Tochtergesellschaft der DLH
  • British Overseas Airways Corporation (BOAC)

Fotos: Condor Team Bremen / DLH

Die Weiterentwicklung zur Fw 200 B Reihe mit stärkeren Triebwerken und beträchtlich höheren Betriebsmassen, als zukünftige Standardversion der Condor, erzeugte weiteres Interesse im Ausland: Japan bestellte fünf Maschinen und Finnland zwei;  der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Auslieferung

  • Die Fw 200 B-1, der Prototyp der B Reihe, wurde als Basis für die Umrüstung der Condor zur Fw 200 C „Kurier“ genutzt und durch die Reichsluftwaffe als Transportflugzeug und bewaffneter Fernaufklärer und Bomber eingesetzt
  • Es wurden zunächst 10 Vorserienmaschinen der Fw 200 C Reihe bestellt, die auf Maschinen der B Reihe basierten, die sich bereits in der Fertigung befanden
  • Für unterschiedliche Einsatzzwecke wurde die C-Reihe in den Versionen C-1, C-2, C-3, C-4, C-5, C-6 und C-8 gebaut

Foto: Condor Team Bremen / SDTB

Bei den in der oberen Diashow angegebenen Nummern handelt es sich jeweils um die Seriennummer der ersten und letzten Maschine der entsprechenden Serie. Es ist auch vorgekommen, dass Maschinen aus der aktuellen Serieproduktion in einem Ausrüstungszustand gefertigt wurden, der dem einer vorhergehenden Serie entsprach.

 

Baumusterübersicht von Focke Wulf über die Fw 200 C-1 bis C-4 Varianten. Stand: Februar 1943

Auch in der Fliegerstaffel der Reichsregierung wurden Fw 200 Maschinen eingesetzt. Dabei handelte es sich um modifizierte Maschinen, die jeweils aus der  A, C-3, C-4 und C-6 Reihe abgeleitet worden sind.

Fotos: Condor Team Bremen

Nach 1945 flog die Fw 200 Condor weiter:

  • bei der dänischen DDL,
  • der brasilianischen Syndicato Condor ,
  • der spanischen Luftwaffe,
  • der russischen Nordmeerflotte und
  • des britischen Luftfahrtministeriums (Air Min)

 

Fw 200 „Condor“ im Flug

 

 

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Foto: Molkenthin

Die Condor Piloten Franz Dehner (*1920  +2007) vom Condor Team und Werner Thieme (*1915  +2011), Pilot der Fw 200 C-3 Werk-Nr 0063, waren beeindruckt und begeistert von den Flugleistungen der Condor. Alles, was ein Pilot sich zu der Zeit wünschte und was er brauchte, war in diesem Flugzeug verwirklicht. Das Fliegen mit der Fw 200 war wie das Fahren in einer Luxuslimousine, sagt Franz Dehner.

 

Flugaufnahmen von der Fw 200 Condor D-ACON:

Video: Condor Team Bremen